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September

 
 

Die ersten Wochen sind vorüber...

 

 

...und ich muss sagen, dass sie sehr schnell vorübergegangen sind.

 

Bevor wir hier angekommen sind, wir d.h. mein Studienkollege Christoph Ortmann (der in Hauptstadt Quito studiert) und ich, bin ich z.T. mit gemischten Gefühlen ins Flugzeug gestiegen, da einerseits ein ganzes Jahr in einem Land mit einer ganz anderen Kultur schon sehr lang werden kann, wenn es einem nicht gefällt oder die Erwartungen, die man an ein Jahr Auslandsstudium stellt, nicht erreicht werden. Andererseits muss ich aber sagen, überwog die Neugier, die Menschen, das Land und die Kultur  kennenzulernen, und zu sehen, ob die positiven Dinge, die wir durch Studienkollegen und –kolleginnen sowie Professoren erzählt bekommen haben, auch wirklich eintreffen. Die eigentliche Absicht, endlich Herr der spanischen Sprache zu werden und das Studium fortzuführen, natürlich nicht zu vergessen.

Nach diesen ersten vier Wochen kann ich sagen, dass ich es nicht bereut habe, mich für ein Jahr Ecuador entschieden zu haben.

 

Gleich bei der Ankunft am Flughafen Guayaquil bekam ich zu spüren, dass ich nicht mehr europäischen Boden unter den Füßen hatte, denn fast 30 Grad um acht Uhr abends sind für deutsche Verhältnisse doch sehr ungewöhnlich. Allerdings konnte ich mich an diese Umstellung sehr schnell gewöhnen (wer denkt da schon an Studium).

Von der Dekanin der Universität abgeholt, fuhren wir zur Familie, von der ich sehr herzlich empfangen wurde, genauso wie von dem Hund Max, einem Husky (allerdings sollten wir beide uns in den folgenden Tagen noch besser „kennenlernen“).

   

Nachdem ich die ersten vier Tage mehr oder weniger im Bett verbracht habe (12 Stunden Schlaf /Tag waren locker drin), um den Jetlag zu überwinden, ging´s in den folgenden Tagen erst mal auf Erkundungstour, z. B. zum Malecón, einem großen Anziehungspunkt für Touristen mit Denkmälern und Statuen sowie Bars und vielen Einkaufsmöglichkeiten oder zu einem der großen Einkaufsmalls (die z. T. überraschenderweise wesentlich größer als in den USA sind, aber – selbst für europäische Verhältnisse -  auch wahnsinnig teuer), die hier in den letzten Jahren aus dem Boden gestampft wurden.

 

Ein besonderes Highlight in den ersten Tagen nach meiner Ankunft war jedoch der 05. September, als wir von einer befreundeten Familie eingeladen wurden, um mit ihr und weiteren Gästen die südamerikanischen Qualifikationsspiele für die Fußball WM 2006 anzuschauen (die Spiele finden übrigens nacheinander – nicht wie in Europa parallel – statt, damit man jedes Spiel in voller Länge genießen kann). 

Da der Gastgeber gebürtig aus Chile stammt, wurde das Riesenwohnzimmer mit den Fahnen Chiles geschmückt (letztlich hat mich eigentlich nur gewundert, dass die Palme im Garten nicht in den Farben Chiles angestrichen wurde). Dazu gab´s Grillfleisch (natürlich aus Chile), Bier, Rowein en masse (eigentlich doch normal, schließlich dauerte die Fussball-Session über 7 Stunden!!!).

Das Wohnzimmer wurde zu einer einzigen Reporterkabine mit 25 Reportern und mindestens genauso vielen Meinungen, (der Kommentator im Fernsehen war eigentlich überflüssig, weil ihn eh keiner verstanden hat, nur wenn Tore fielen, konnte er mit einem lauten GOOOOOOOOOOOOOOOOOOLLL auf sich aufmerksam machen ), nur in den Pausen herrschte Funkstille im Wohnzimmer, da die Grill- und Raucherpausen auf die Terrasse verlegt wurden und anderen Bedürftigkeiten erledigt werden mussten. Aber das änderte sich mit Beginn der zweiten Halbzeit schlagartig. (Wie gut, dass der Montag frei war…).         

 

 

Da das Studium für mich erst im Oktober beginnt (ich hatte bei Ankunft also noch ca. fünf Wochen Urlaub), habe ich die Zeit genutzt, um einerseits die Stadt weiter kennenzulernen, aber auch um mit Jonatan (einem der beiden Söhne aus der Gastfamilie, Juan-Manuel studiert derzeit für ein Jahr in Rennes / Frankreich) im klimatiserten Kleinbus (welch ein Luxus) zur Uni zu fahren und einige Vorlesungen zu besuchen, um mal zu sehen, wie unterschiedlich die Materie an der Uni im Vergleich zur FH Worms ist (ich muss sagen, auch wenn ich nicht jedes Wort verstanden habe, so sind doch die Inhalte ähnlich und deshalb für einen Spanisch-Anfänger wie mich mehr oder weniger verständlich).

  

Durch den Besuch der Vorlesungen habe ich natürlich auch gleich viele Studies kennengelernt, schon allein deshalb weil, man hier als großer Blonder einfach auffällt.

Allerdings tat sich hier gleich das nächste Problem auf (das mit dem Hund hatten wir nach wenigen Tagen in ein-seitigem Einvernehmen wieder gelöst): wie sollte ich mir die Namen der Studenten merken, wenn ich jeden Tag 15 neue Namen an den Kopf geworfen bekam!?!

Es war nicht selten, dass Carlos auf einmal Andrés, oder Deborah Jessica hieß.

 

Die vielen Bekanntschaften hatten zur Folge, dass ich mein Spanisch auf verschiedenen Fiestas in den nächsten Tagen und Wochen verbessern konnte (oder besser gesagt, hätte verbessern können, denn meistens war mein Spanischwortschatz bereits nach wenigen Minuten aufgebraucht und die Gespräche endeten in englisch, was sich mittlerweile aber glücklicherweise geändert hat).

Da viele der Studenten ein eigenes Auto besitzen (größtenteils kommen die Studenten aus sehr wohlhabenden Familien, die sich die private Uni leisten können – glücklicherweise für Studenten der FH Worms allerdings kostenfrei - ), habe ich Stadtteile (Suburbios heisst z. B. einer der vier Armenviertel in bzw. um Guayaquil) gesehen, in denen die Armut extrem ist (die Bewohner der Blechhütten schlafen nicht selten auf dem Boden, waschen ihre Wäsche im Fluss und leben von erbetteltem Geld, was meistens natürlich nicht zum Leben reicht – entsprechend hoch ist in diesen Vierteln, die 10 -15 Kilometer außerhalb des Zentrums liegen, die Kriminalität. Aber dieser extreme Unterschied zwischen armen und reichen Menschen gehört ebenso zum Stadtbild einer südamerikanischen Millionenstadt, wie auch die Gelassenheit, mit der die Einwohner dieses „Problem“ angehen, da es sich von heute auf morgen eh nicht lösen lässt.

 

Trotz dieser oder ähnlicher  Probleme, die auch viele „normal“ lebende Menschen hier haben, muss ich sagen, sind die Menschen hier sehr nett und hilfsbereit, und gehen mit den alltäglichen Dingen und Problemen lockerer um, als so manch ein Deutscher mit seinen (vergleichsweise Luxus-) Problemen.   

 

Das soll´s für´s erste gewesen sein – weitere Ausgaben folgen.

Hasta pronto