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Dezember

 
 

Ende des ersten Trimesters, Geschenkeverteilung an arme und aidskranke Kinder, Weihnachten, Kurztrip nach Baños/Anden und Sylvesterparty in Salinas

 

Dieser Monat hat es in sich gehabt. Es gab viel zu tun, zu sehen und zu erleben – aber der Reihe nach.

 

Zunächst einmal geht´s ums Studium (wie sollte es auch anders sein, schließlich bin ich deswegen hier). In diesem Monat standen die letzten drei Wochen des ersten Trimesters an. Das bedeutete noch einmal Abschlussexamen in jedem Fach sowie einige Case Studies und Präsentationen. Aber wer den letzten Monat überstanden hatte, für den dürfte auch dieser Monat nicht das allergrößte Hindernis werden. Somit hieß es also am 20. Dezember für´s erste „Feierabend“ und sich freuen auf „Heiligabend“.

Abschließend kann ich für das erste Trimester sagen, dass es ganz gut gelaufen ist (auch wenn es zwischendurch schon mal stressig wurde), es darf so weitergehen...

 

Etwas Besonderes in diesem Monat war eine Weihnachtsaktion, die von Privatleuten organisiert und von einer kirchlichen Organisation unterstützt wurde. Diese Gruppe, die sich vor einigen Jahren zusammengefunden hat, besucht jedes Jahr Organisationen oder Einrichtungen, die kranke oder arme Menschen unterstützen. Oder aber es werden arme und hilfsbedürftige Familien besucht, die keine Möglichkeiten haben, ihren Kindern zu Weihnachten mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk eine kleine Freude zu bereiten. 

Dabei läuft die Organisation sehr unbürokratisch ab.

Jede dieser Privatpersonen zahlt ca. 20 Dollar. Zudem spendet die kirchliche Organisation ebenfalls einen bestimmten Betrag. Von diesem Geld werden Geschenke für die Kinder im Wert von 1-3 Dollar (!!!) gekauft. Bereits in den Monaten vor Weihnachten wird dann entschieden, welche Einrichtungen besucht werden bzw. in welchen Gegenden in oder um Guayaquil Familien spontan überrascht werden.

Über zwei Freunde, die ebenfalls aus Deutschland sind und hier ebenfalls für ein Jahr bei einer Gastfamilie wohnen und bereits schon mal diese Aktion unterstützt haben, bin ich eingeladen worden, an dieser Aktion teilzunehmen.   

In diesem (oder besser im letzten) Jahr haben wir also zunächst ein Heim besucht, das vom Roten Kreuz unterstützt wird. In diesem Heim sind ca. 50 Waisenkinder sowie behinderte Kinder untergebracht, die hier besser betreut werden können als in den eigenen Familien.

Allein die Gegend, in der sich das Gebäude befand (das Heim wurde nur durch den Guayas-Fluss von einem Armenviertel, in dem Raub und Verbrechen an der Tagesordnung stehen, getrennt) ließ schon darauf schließen, dass es sich um ein Heim handelte, in dem Geschenke nicht unbedingt an der Tagesordnung stehen.

Nach einigen Weihnachtsliedern, die die Heimbewohner vorher (sehr gut) eingübt hatten, wurde jedem Kind von unserem Weihnachtsmann ein Geschenk persönlich überreicht. Entsprechend groß war natürlich die Freude.

Die zweite Organisation war ebenfalls ein Waisenheim im Süden der Stadt. Dieser Stadtteil ist auch als das ärmste Viertel der Hafenstadt bekannt. Bereits auf dem Weg dorthin ließ sich schon erahnen was, uns erwarten würde. Je mehr wir das Stadtzentrum Richtung Süden verließen, desto dreckiger wurde die Gegend und desto einfacher die Unterkünfte (von Häusern konnte hier kaum noch die Rede sein).

Die Kinder die hier wohnen und auch unterrichtet werden, sind entweder von ihren Eltern verlassen worden, weil diese sie nicht ernähren konnten, weil es an allem fehlt, oder aber sie sind derartig an Aids erkrankt, dass sie auf Hilfe der Einrichtung angewiesen sind. Nicht wenige der Eltern sind auch bereits an Aids gestorben. Die Krankheit spielt in diesem Heim eine sehr grosse Rolle, da alle Kinder mit dem Aids-Virus infiziert sind. Allerdings sieht man den Kindern die Krankheit nicht an, da der Virus bei Ihnen noch nicht ausgebrochen ist. 

Am Ziel angekommen, wurden wir von den jungen Heimbewohnern schon erwartungsvoll empfangen (schließlich hatte ein Teil der ca. 300 Kinder im Alter von 3-12 Jahren eigens für uns ein Krippenspiel und einige Weihnachtslieder eingeübt). Aber als die Weihnachtsgeschenke verteilt wurden, war die Freude natürlich überschwänglich (wie gesagt, die Geschenke kosteteten nur 1-3 Dollar, und es spielte keine Rolle, ob der Ball blau oder rot war, oder ob die Puppe blonde oder schwarze Haare hatte, für uns in Deutschland häufig kaum vorstellbar).

Nach der Geschenkeverteilung gab´s für jeden noch ne süße Überraschung, bevor wir mit ein paar weiteren Weihnachtsliedern verabschiedet wurden und die Truppe sich unterwegs bereits Gedanken über das nächste Jahr gemacht hat.

 

Neben diesen „Weihnachtsüberraschungen“ hatte der Dezember jedoch noch ne ganze Menge mehr zu bieten.

Die Heiligabend Messe in einer Sporthalle zu feiern war für mich ein Novum, aber nicht weniger interessant als in einer Kirche, schließlich war es mal ne andere Erfahrung.

Da die Kirchen an diesem Abend restlos überfüllt sind, nutzt man hier die Sporthallen oder ähnliche Gebäude, um die Messe abzuhalten. So sind wir also zu der ehemaligen Schule von Jonatan (dem Sohn der Gastfamilie) gefahren und haben die Messe besucht. Zwar fehlte hier natürlich die Orgel (obwohl sie hier selbst in den Kirchen nicht so üblich ist wie in Deutschland), allerdings spürte man hier, dass für die Menschen in Südamerika die Religion (die große Mehrheit ist katholisch, dass sich Kreuzigen der brasilianischen Fußballstars in der Bundesliga kommt also nicht von ungefähr) noch eine weitaus größere Bedeutung hat als beispielsweise in Deutschland, denn die Leute singen derart laut und kräftig mit, dass eine Orgel eh nicht zu hören wäre.

Ein großer Unterschied zu den Weihnachtsfeiertagen in Deutschland besteht darin, dass die Geschäfte an allen Feiertagen bis spät abends geöffnet haben (und selbst an diesen Tagen sind die Einkaufszentren rappelvoll)  - schließlich ist jeder Tag, an dem die Geschäfte geöffnet haben, ein Tag, an dem Geld verdient werden kann.

Ach ja, und Zigarrendunst, Metaxa und Jägerskat gibt´s hier auch nicht in so rauhen Mengen wie in manchen südoldenburger Wohnzimmern (aber wer hat auch schon das Glück einer solchen Tradition), aber wer weiß, was nicht ist kann ja noch kommen…

 

Am Jahresende ist ja bekanntlich nach den Feiertagen vor den Feiertagen, und ne kleine Abwechslung tut da schon mal ganz gut. Für uns, d.h. eine Truppe aus elf Deutschen und Ecuadorianern, ging es am 27. in die Anden, genauer gesagt nach Baños, einem Touristenort der inmitten eines Vulkankraters liegt und von entsprechend hohen Bergwänden umgeben ist. Auf dem Weg dorthin galt es allerdings einige Hindernisse zu überwinden, aber auch eine ganze Menge neuer Eindrücke zu sammeln.

Zu den Hindernissen zählten nicht nur Anden, die sich mit ihren bis zu 6300m hohen z. Teil noch aktiven und atemberaubenden Vulkanen auf dem Weg von der Küste bis ins Gebirge wie aus dem Nichts aufbauten, sondern auch die vielen Indios (im Gegensatz zur Küste, wo viele Einwohner europäische Vorfahren haben, unterscheiden sich die Indios durch ihre Kleidung (Ponchos) und ihren für Indios typischen Gesichtszüge und der dunkleren Hautfarbe), die immer wieder durch Strassensperren (grosse Steine oder Äste) die Weiterfahrt behinderten und eine Art „Wegezoll“ verlangten. Zudem wurde die Luft mit jedem Höhenmeter dünner, wodurch das Atmen immer schwerer fiel (nach dem ersten Tag war allerdings davon nichts mehr zu spüren).

Nach einigen Stunden Fahrt und einer Shoppingtour in einem Ort, in dem es nur Lederwaren  zu kaufen gab (und dies sehr günstig, da sie direkt vor Ort produziert werden), haben wir unser Ziel dennoch erreicht.                

Im Gegensatz zu den Alpen sind hier in den Anden nur sehr wenige Berggipfel mit Schnee bedeckt (wie z.B. der Vulkan Chimborazo, mit 6310m der höchste Berg in Ecuador, und der Fleck Erde, der, dadurch dass die Erde nicht ganz rund ist, vom Erdmittelpunkt am weitesten entfernt liegt). Ansonsten ist die Gebirgskette im Ecuador komplett begrünt – was wunder, so nah am Äquator!

Nach einer dreistündigen Tour mit Quadfahrzeugen durch die Anden mit einigen Pausen an  über 60m hohen Wasserfällen (welch eine erfrischende Abkühlung) und einem kleinen Crash mit einem Quad (TÜV-Plaketten für die Fahrzeuge lassen hier sich eben auch erkaufen), den zwei unserer Freunde aber relativ unbeschadet überstanden haben, sowie einer weiteren Shoppingtour in einer Jeans Stadt (hier gibt´s wirklich fast nur Jeanswaren) am zweiten Tag,

fuhren am dritten Tag Richtung Osten des Landes, in den Dschungel. In den Dschungel fahren heißt eben auch auf Komfort verzichten. Mit Autan, Sonnencreme (LSF 50!) und Gummistiefeln bewaffnet, waren wir gespannt auf unseren Jungleday. Unser Kleinbus hatte ganz schön zu kämpfen, als wir nach einer Stunde Fahrt die gewohnte Teerstrasse verlassen mussten und uns auf einer Buckelpiste mit findlingsgroßen Steinen wiederfanden. Eine weitere Stunde später (der Magen mit dem Frühstück glich mittlerweile einer Wäschetrommel, die auf Hochtouren lief) hatten wir unser Ziel erreicht – ein kleines Dschungeldorf, in dem uns beispielsweise gezeigt wurde wie die Bewohner mit einfachsten Mitteln (über-) leben und wie sie mit Giftpfeilen auf Affenjagd gehen. Eine Tour mit sogenannten Einbäumen (ausgehöhlte Baumstämme, die als Kanu genutzt werden) auf einem Fluß, der in den Amazonas mündet sowie ein mehrstündiger Dschungelspaziergang, bei dem uns gezeigt wurde, wie die Bewohner sich die Heilwirkung bestimmter Pflanzen zu Nutzen machen, rundeten diesen imposanten Dschungeltag ab.          

 

Das letzte grosse Event im Dezember sollte auch am letzten Tag des Jahres stattfinden.

Der letzte Feiertag 2004 warf bereits einige Tage zuvor seine Schatten voraus, als mir die Sylvesterbräuche in Ecaudor erklärt wurden. So ist es hier z.B. üblich, dass für Sylvester bis zu mannsgroße Puppen aus Pappe, Papier und Holz gebastelt werden, die anschließend angemalt werden und die schlechten Dinge aus dem vergangen Jahr verkörpern sollen. Ursprünglich wurden die Puppen als Hexen angemalt, da diese für das Schlechte bzw. Böse standen. Mittlerweile werden diese Figuren aber auch als Politiker (kein Wunder, bei der Korruption im Land), oder sonstige Personen angemalt. Diese Puppen werden dann am Sylvesterabend in den Strassen angezündet. Durch das Verbrennen sollen die schlechten Dinge des letzten Jahres in Vergessenheit geraten. Ein anderer Brauch (natürlich gibt es hier auch Feuerwerke wie in Deutschland) ist der Verzehr von 12 Weintrauben um Mitternacht. Jede Weintraube steht für einen Monat des kommenden Jahres. Und zu jeder Weintraube soll man sich etwas wünschen, bevor sie gegessen wird.

An diesem Feiertag findet von Guayaquil aus eine regelrechte Völkerwanderung Richtung Salinas statt, denn jeder der dort eine Unterkunft hat, sei es Hotel, Hostal, eigenes Appartment oder Haus, oder bei Freunden / Verwandten unterkommen kann, begibt sich in Richtung Touristenort Salinas. Entsprechend groß sind die Fiestas auf der Strandpromenade, die neben den Kneipen, Bars und Diskotheken auch life-Musik auf eigens aufgebauten Bühnen bietet.

Zu den Fiestas gehören an diesem Tag eben auch die Puppenhaufen mit Hunderten dieser Figuren, die in Abständen von ca. 15m am gesamten Strand aufgebaut und kurz vor Mitternacht angezündet wurden.

Da die Gastfamilie ein Appartment im 6. Stock eines Gebäudes besitzt, das sich in der Mitte der Promenade befindet, war es für uns eine fantastische Aussicht auf das Spektakel in der Promenade sowie auf die Feuerwerke entlang der Promenade.

Ach ja, bevor ich´s vergesse, diesen Sylvesterabend haben wir mit original DAMMER RÄUBERTRUNK eröffnet – welch ein würdiger Anlass am Äquator für den Kräuterschnaps aus Südoldenburg!

Nachdem der größte Trubel vorbei war (die Parties in den Strassen gingen natürlich noch bis in den Morgen), bin ich mit der Baños-Truppe auf eine Party in den SalinasYachtClub

-  WAS FÜR EINE PARTY!!!

Sie war zwar etwas teurer, aber jeden Cent wert. Fiesta pur bei Salsa- und MerengueMusik unter freiem Himmel, bis morgens um acht. Bereits der Eingang war mit rotem Teppich ausgelegt. Der Weg zu den Tischen führte durch blumengeschmückte Torbögen, und rund um den Pool waren die Tische für die Gäste aufgebaut (dass für jeden Tisch ein bis zwei Kellner zur Verfügung waren, ist eigentlich überflüssig zu erwähnen). Eine riesige Tanzfläche, die ganze Nacht über voll besetzt war, da die Musik von der Band ununterbrochen lief, rundete das Bild dieser einmaligen SylvesterFiesta ab.

Alles in allem war dieser letzte Dezembertag das i-Tüpfelchen auf die vergangenen Tage.

 

Nächsten Monat gibt´s mehr (aber dann wieder kürzergefaßt!)